Von einem Buch zur Bewegung Die Gemeinwohl-Ökonomie, ein alternatives Wirtschaftsmodell, beruht – wie eine Marktwirtschaft – auf privaten Unternehmen und individueller Initiative. Doch die Betriebe streben nicht in Konkurrenz zueinander…

Wirtschaftsmodell
Die Gemeinwohl-Ökonomie, kurz GWÖ, beschreibt ein Wirtschaftsmodell, das die Förderung der Werte, die ein gutes Leben für Alle ausmachen, als übergeordnetes Ziel allen Wirtschaftens vorsieht.
Die GWÖ ist ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene – ganz im Sinne der bayerischen Verfassung:
Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.
Artikel 151 der Verfassung des Freistaates Bayern
Kapitalbildung ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur Entfaltung der Volkswirtschaft.
Artikel 157 der Verfassung des Freistaates Bayern
Kurz erklärt
Auf Basis universaler Werte wie Menschenwürde, Solidarität und soziale Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitbestimmung verfolgt die GWÖ-Bewegung die Realisierung einer Vision: Eine mit gewissen Elementen ausgestattete, gesetzlich verankerte GWÖ und als Garant für ein Leben in einer Gemeinwohl-Gesellschaft.
Für die Realisierung dieser Vision spielen in einigen Bereichen bestimmte Werkzeuge eine essentielle Rolle, insbesondere die Gemeinwohl-Bilanz für Unternehmen jeder Rechtsform. Denn dieses und andere bereitgestellte Werkzeuge lassen die Vision schon jetzt in immer greifbarere Nähe rücken. Aus Theorie wird Praxis – und umgekehrt!
Unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf. Das Geld ist zum Selbst-Zweck geworden, statt ein Mittel zu sein für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle. (…) In einer echten „Ökonomie“ ist das Geld nur Mittel zum Zweck. Schaffen wir es, die wirtschaftliche Erfolgsmessung auf das Ziel zu richten, fließt die menschliche Kreativität in die Mehrung des Gemeinwohls. Dann stimmen Wirtschaft und Werte zusammen!
Christian Felber | Autor des Buches „Gemeinwohl-Ökonomie“ und Mitinitiator der GWÖ-Bewegung
Vision
Verkürzt lautet die Vision der GWÖ-Bewegung wie folgt:
Die Wirtschaft dient dem Gemeinwohl und nicht der Geldvermehrung. Soziale Ungleichheiten sowie der Verbrauch natürlicher Ressourcen werden auf ein gesundes Maß gebracht, wodurch Chancengleichheit für diese und kommende Generationen hergestellt wird.
Unternehmen, deren Größe ein vernünftiges Maß nicht übersteigt, bringen in gegenseitiger Kooperation Lösungen für das Gemeinwohl hervor. Auf diese Weise entsteht ein resilientes System.
Alle Menschen haben die Möglichkeit, in Würde zu leben. Arbeit hat einen höheren Sinn und ist in verschiedenste Organisationsstrukturen eingebunden.
Freiheit bekommt eine tiefere Bedeutung. Die Menschen können neben ihrem eigenen Leben nun auch gemeinschaftlich die Wirtschafts-, Finanz- und Handels-Ordnung gestalten. Die persönliche innere Entwicklung erhält einen höheren Stellenwert.
Werte
Die von der GWÖ-Bewegung aus demokratisch entwickelten Verfassungen entnommenen und der Vision zugrundeliegenden Werte sind Nachfolgende:
Diese Werte bilden aktuell nicht nur die Leitsterne des Handelns der GWÖ-Bewegung selbst: Sie sind auch die Grundlage für die Entwicklung und Bereitstellung aller Werkzeuge, die die GWÖ-Bewegung im Rahmen einer gesetzlichen verankerten Gemeinwohl-Ökonomie als essentiell betrachten würde und deshalb schon jetzt als Orientierung aber auch zur konkreten Anwendung unterschiedlichen Bezugsgruppen (Akteur:innen aus der Wirtschaft, aus den Kommunen, aus der Politik, aus der Bildung und aus der Zivilgesellschaft) bereitstellt.
Damit dienen die aktuell verfügbaren Werkzeuge gegenwärtig auch als Garant zur Herbeiführung der aktuellen Vision: Eine gesetzlich verankerte GWÖ als Voraussetzung für ein Leben in einer Gemeinwohl-Gesellschaft.
Auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt, kann man nicht sehr weit in die richtige Richtung gehen.
Michael Ende
Elemente und Effekte
Nach den Vorstellungen der GWÖ-Bewegung sollten im Einklang mit existierenden demokratischen Verfassungen in der Welt in einer GWÖ, Wirtschaftsakteur*innen mittels gesetzlicher Rahmenbedingungen dazu angespornt werden, das Gemeinwohl kontinuierlich zu steigern.
Unter Berücksichtigung dieser Elemente wären aus Sicht der GWÖ-Bewegung zahlreiche positive Folgen für das wirtschaftliche Geschehen zu erwarten, wie beispielsweise:
- Langlebige und nachhaltige Produkte setzen sich durch
- Mehr Wertschöpfung bleibt in der Region
- Gute und sinnvolle Arbeitsplätze werden geschaffen
- Geschäftliche Interaktionen werden wieder menschlicher
Neben diesen Effekten für das wirtschaftliche Geschehen wären beste Voraussetzungen geschafften um der Vision der GWÖ-Bewegung deutlich näher zu kommen.
Bereit zum Anwenden:
Die Gemeinwohl-Bilanz
Besonderer Erfolgsgarant ist das Werkzeug, das die GWÖ-Bewegung für gleich mehrere Bezugsgruppen zum Anbeginn ihres Entstehens im Jahr 2010 entwickelt hat: die so genannte Gemeinwohl-Bilanz (für Unternehmen jeder Rechtsform).
Die Gemeinwohl-Bilanz ist ein Werkzeug zur Berichterstattung, zur Organisationsentwicklung und ebenso wie Bewertung von wirtschaftlichen Tätigkeiten. Mithilfe der so genannten Gemeinwohl-Matrix werden wiederum die 20 wertegeleiteten Themen veranschaulicht, zu denen ein Unternehmen im Zuge der Gemeinwohl-Bilanzierung Bericht erstattet, zu welchen ein Unternehmen extern bewertet wird und aus welchen sich der Beitrag zum Gemeinwohl eines Unternehmens speist.
Die Gemeinwohl-Bilanz wurde über die Jahre auf Basis der Rückmeldungen der Anwender:innen sowie veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen inzwischen mehrmals überarbeitet – aktuell ist die Version 5.0. Als essentielles Werkzeug einer gesetzlich verankerten GWÖ hat sie eine besonderen Stellenwert, der sich auch dadurch offenbart, dass weitere von der GWÖ-Bewegung für unterschiedliche Bezugsgruppen bereitgestellte Werkzeuge auf ihr beruhen und/oder von ihr inspiriert sind.
Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
Victor Hugo
Bezugsgruppen, Werkzeuge & mehr
Die GWÖ-Bewegung versucht mit ihren Vorstellungen in mehrere Bereiche unseres Alltags hineinzuwirken und entwickelt zunehmend bezugsgruppenspezifische Werkzeuge und feiert aufgrund ihrer Anwender:innen erste Erfolge – global und lokal:
Bezugsgruppen bzw. potentielle Anwender:innen
Die wirtschaftliche Anarchie der kapitalistischen Gesellschaft, wie sie heute besteht, ist meiner Meinung nach die wahre Quelle des Übels.
Albert Einstein
Theorie
2010 fanden sich einige Unternehmer:innen in Wien zusammen, um zusammen mit Christian Felber ein Konzept für einen positiven gesellschaftlichen Wandel zu entwickeln – und zwar mit dem Wirtschaftssystem als zentralen Ansatzpunkt: Entstanden ist die Gemeinwohl-Ökonomie, welche Felber im gleichnamigen, mehrmals aktualisierten Buch beschreibt.
Die wesentlichen Ideen zur Ausgestaltung einer Gemeinwohl-Ökonomie sind in diesem bzw. nachfolgenden literarischen, zuletzt mit dem ZEIT-Wissen-Preis prämierten, Werk enthalten – ebenso wie wissenschaftlich fundierte Begründungen für ebenjene Ideen.

Gemeinwohl-Ökonomie
Das Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“ baut auf weiteren Werken von Christian Felber auf und nimmt darüber hinaus Bezug auf Werke anderer Autor:innen. Weitere Literatur
Darüber hinaus wird aus der Praxis zunehmend evidenzbasierte Theorie, die in Form von wissenschaftlichen Arbeiten und Studien entstanden ist. Vollständig gesammelt wird diese vom entsprechenden Akteur*innen-Kreis (AK) Wissenschaft und Forschung auf internationaler Ebene. Eine Übersicht aller AKs, welche zudem viele inhaltliche Grundlagen zur GWÖ entwickeln, findest Du hier: Akteur*innen-Kreise
Du willst mehr Theorie zur Gemeinwohl-Ökonomie? Im Bereich FAQs haben wir häufig gestellte Fragen zur Theorie der GWÖ beantwortet.
Alle sagten: „Das geht nicht!“ Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.
Unbekannt
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Du findest die GWÖ stark: Dann werfe nun einen Blick in unsere Tätigkeitsbereiche samt den hierin bereitgestellten Werkzeugen – und vielem mehr.
Auf zu den Anwender:innen unserer Werkzeuge!